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David V.  

Deep Sea Mining: Goldgrube oder ökologische Zeitbombe?

In den Tiefen unserer Ozeane schlummert ein Schatz, der die Energiewende revolutionieren könnte: Mineralien wie Kobalt, Nickel und Mangan, die für die Herstellung von Batterien, Windturbinen und Solarpanels unverzichtbar sind. Deep Sea Mining bezeichnet die Gewinnung dieser kritischen Rohstoffe vom Meeresboden in Tiefen von mehr als 200 Metern.

Besonders die Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik, ein Gebiet von etwa 4,5 Millionen Quadratkilometern zwischen Hawaii und Mexiko, steht im Fokus der Bergbauunternehmen. Hier lagern polymetallische Knollen mit einer höheren Konzentration wertvoller Mineralien als in terrestrischen Minen – ein Potenzial, das angesichts der steigenden Nachfrage nach kritischen Rohstoffen für die Energiewende zunehmend attraktiv wird.

Die Gewinnung der Rohstoffe aus der Tiefsee erfordert hoch spezialisierte Technologien, die unter extremen Bedingungen funktionieren müssen. Ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge (ROVs) und autonome Systeme kommen zum Einsatz, um die mineralreichen Knollen vom Meeresboden zu sammeln.

Diese werden anschließend durch Saugrohre oder hydraulische Hebesysteme zu Schiffen an der Oberfläche transportiert. Unternehmen wie The Metals Company entwickeln Fahrzeuge in der Größe eines halben Hauses, die über den Meeresboden fahren, die Knollen abwaschen und durch ein Rohr nach oben befördern.

Zudem arbeiten Forscher an intelligenten Kontrollsystemen mit Drucksensoren und KI-gestützten Überwachungsmechanismen, um den Prozess effizienter und umweltschonender zu gestalten.

Kritische Mineralien für die grüne Zukunft

Die Energiewende steht und fällt mit der Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe. Prognosen zeigen, dass sich die Nachfrage nach kritischen Mineralien bis 2040 vervierfachen könnte, wenn die Welt ihre Netto-Null-Emissionsziele erreichen will.

Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer sind essenzielle Bestandteile von Batterien für Elektrofahrzeuge, während Seltene Erden für Windturbinen benötigt werden. Die Clarion-Clipperton-Zone allein enthält schätzungsweise mehr Mangan, Kobalt und Nickel als alle landbasierten Minen zusammen.

Diese Konzentration macht Deep Sea Mining zu einer vielversprechenden Alternative, um die Abhängigkeit von wenigen rohstoffreichen Ländern zu verringern und Versorgungsengpässe zu vermeiden.

Umweltauswirkungen und ökologische Bedenken

Die potenziellen Umweltfolgen des Tiefseebergbaus werfen ernsthafte Fragen auf. Der Abbau zerstört Lebensräume am Meeresboden, die sich über Millionen Jahre entwickelt haben und einzigartige, oft noch unerforschte Ökosysteme beherbergen. Sedimentwolken, die beim Abbau entstehen, können sich über weite Strecken ausbreiten, marine Organismen ersticken und biologische Prozesse stören.

Zudem erzeugt der Bergbau Lärm- und Lichtverschmutzung in einer natürlich dunklen und stillen Umgebung. Da viele Tiefseespezies selten, langlebig und fortpflanzungsschwach sind, befürchten Wissenschaftler, dass einige Arten durch den Verlust ihres Lebensraums aussterben könnten und diese Ökosysteme – wenn überhaupt – extrem lange Zeiträume zur Erholung benötigen würden.

Internationale Regulierung und Zukunftsperspektiven

Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) reguliert den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern und hat bisher 31 Explorationslizenzen vergeben, jedoch noch keine kommerzielle Abbaugenehmigung erteilt.

Die Behörde arbeitet seit 2014 an Abbauvorschriften, die bis Ende 2025 fertiggestellt werden sollen. Trotz dieser Bemühungen fordern 21 Länder einen Stopp des Tiefseebergbaus, bis seine Umweltauswirkungen vollständig verstanden sind. Unternehmen wie The Metals Company planen dennoch, bereits 2025 mit der Produktion zu beginnen.

Im April 2025 unterzeichnete die US-Regierung eine Durchführungsverordnung zur beschleunigten Entwicklung des Tiefseebergbaus, was die Debatte weiter anheizt. Die Entscheidungen, die in den kommenden Jahren getroffen werden, werden maßgeblich bestimmen, ob Deep Sea Mining eine nachhaltige Lösung für die Rohstoffversorgung der Zukunft darstellt oder ob die ökologischen Kosten zu hoch sind.

Fazit

Deep Sea Mining steht am Scheideweg zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und ökologischer Verantwortung. Die Technologie könnte kritische Mineralien für die Energiewende liefern, birgt jedoch erhebliche Risiken für marine Ökosysteme. Nachhaltige Lösungen erfordern strenge Regulierung und weitere Forschung.

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